Jeder fängt einmal klein an

Die ersten Siedlungen in der Gegend von Zella-Mehlis entstanden wahrscheinlich in Verbindung mit dem „Oberhofer Pass“, einem der ältesten und wichtigsten Durchgänge im Thüringer Wald, der bis in die jüngere Steinzeit zurückverfolgt werden kann. Einzelfunde wie eine Pfeilspitze aus dem 2. Jahrtausend v. Chr., ein Beil aus der Bronzezeit und eine Wallanlage am Ruppberg aus der Latènezeit zeigen, dass Menschen schon früh in unserer Region lebten. Die ersten Hinweise auf Siedlungen in der Gegend von Zella lassen sich im karolingisch-ottonischen Zeitraum nachweisen, Anzeichen für eine kontinuierliche Besiedlung gibt es ab dem 11./12. Jahrhundert im Hochmittelalter. Es ist möglich, dass auch im Gebiet von Mehlis zu dieser Zeit Menschen siedelten.

Die erste schriftliche Erwähnung findet Zella St. Blasii in einer gefälschten Urkunde aus dem Jahr 1112. Diese bestätigt die Weihe eines Bethauses zu Ehren des Heiligen St. Blasius, die mit einer Landschenkung des Edelfreien Gebhardt von Nordeck an das Benediktinerkloster Reinhardsbrunn verbunden war. Das Gebäude wurde zu einer Propstei mit dem Namen „cella sancti blasii“, um die herum sich eine Siedlung entwickelte. Der Ort Mehlis wird erstmals im Jahr 1250 urkundlich erwähnt, obwohl seine Gründung wahrscheinlich viel älter ist.

Es waren einmal zwei Siedlungen

Bis 1357 gehörten beide Siedlungen zur Propstei Zella St. Blasii. Dann wurde durch einen Tauschvertrag der größte Teil des klösterlichen Besitzes von Zella an die Wettiner übergeben, die Landgrafen von Thüringen waren. Zella St. Blasii blieb im Besitz des Klosters, während Mehlis landgräflich/wettinisch wurde. Es ist wichtig zu erwähnen, dass auch die Grafen von Henneberg viele Rechte (sog. Gerechtsame) in Mehlis hatten.

Von 1470 bis 1525 gehörte Mehlis zur Herrschaft der Grafen von Gleichen. Während des Bauernkrieges im Jahr 1525 wurde das Kloster Reinhardsbrunn von aufständischen Bauern zerstört. Der Besitz des Klosters wurde säkularisiert, ebenso wie der von Zella St. Blasii. Nach 1525 waren beide Orte Teil des ernestinischen Zweiges der wettinischen Herrscherfamilie, die sich in den folgenden Jahrhunderten mehrmals aufteilte.

1645 verlieh Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha Zella St. Blasii die Rechte eines Marktfleckens mit städtischen Privilegien und es wurde der Verwaltungssitz des Amtes Schwarzwald. Im Jahr 1661 erhandelte er die früher hennebergischen Rechte in Mehlis von Sachsen-Zeitz und beendete damit die jahrhundertelange Aufteilung des Ortes. Ein verheerender Stadtbrand zerstörte 1762 fast die gesamte Stadt Zella St. Blasii. Im Jahr 1894 erhielt Mehlis Stadtrechte.

Am 9. November 1918 wurden Zella St. Blasii und Mehlis Teil der neugegründeten Volksrepublik Gotha (später Freistaat Gotha), nachdem das Herzogshaus von Sachsen-Coburg-Gotha während der deutschen Novemberrevolution abgesetzt worden war.

„Zella“ und „Mehlis“ feiern Hochzeit

Am 1. April 1919 wurde nach sechsjährigen Verhandlungen die Vereinigung zur Stadt Zella-Mehlis vollzogen, welche ein Jahr später Stadtgemeinde des neugegründeten Landes Thüringen wurde, das u.a. aus dem Freistaat Gotha hervorging. Von 1919 bis 1922 sowie 1924 bis 1935 war Zella-Mehlis kreisfrei.

In der Weimarer Republik zählte Zella-Mehlis zu den „roten Städten“. Bedingt durch die schlechte wirtschaftliche Lage nach dem Ersten Weltkrieg, stützten einflussreiche Wirtschafts- und Finanzkreise den demagogischen Anspruch der Nationalsozialisten. So kam es 1933 zu deren Machtergreifung. Die Jahre danach waren geprägt durch die systematische Ausschaltung jeglicher Opposition, durch Kriegsvorbereitung, Chauvinismus, Antisemitismus, Judenvernichtung, Konzentrationslager, Euthanasie … . In Zella-Mehlis mussten vermutlich bis zu 8.000 Menschen aus vielen Ländern Europas Zwangsarbeit verrichten. Unter den Millionen Opfern der Naziherrschaft und des Krieges hatte unsere Stadt 419 Gefallene und 152 Vermisste zu beklagen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Zella-Mehlis im Jahr 1945 dem Kreis Schleusingen zugeordnet. 1946 wurde er in Kreis Suhl umbenannt und ab 1952, als in der ehemaligen DDR Bezirke gebildet wurden, schließlich Teil des Bezirks Suhl. Zella-Mehlis wurde zugleich Kreisstadt. Im Jahr 1967 wurde der Kreis Suhl in Kreis Suhl-Land umbenannt.

Seit der Wiedervereinigung von DDR und BRD und der Neuordnung der Landkreise im Jahr 1994 ist Zella-Mehlis eine Gemeinde im Landkreis Schmalkalden-Meiningen im Land Thüringen.

Kurz gesagt

Die Industrie- und Handelsstadt Zella-Mehlis ist ein traditionsreicher Wirtschaftsstandort der Metallbranche.
Sie entstand am 1. April 1919 durch die Vereinigung der Städte Zella St. Blasii und Mehlis. Grundlage für die wirtschaftliche Entwicklung waren Waldwirtschaft, Bergbau, eisenverarbeitendes Handwerk sowie die Herstellung von Glas. Feinmechanische Erzeugnisse wie die Schreibmaschine „Mercedes“ und vor allem Jagdwaffen von höchster Qualität brachten der Stadt und ihren Bewohnern Anerkennung über Ländergrenzen hinaus. Seit DDR-Zeiten ist der Ort außerdem als Ausbildungsstätte talentierter Athletinnen und Athleten im Winter- und Ringkampfsport bekannt.

Das Stadtwappen Zella-Mehlis

Das heutige Zella-Mehliser Wappen von 1990 ist ein geviertes Schild mit Symbolen hiesiger, traditioneller Gewerbe und Darstellungen der früheren städtischen Schutzheiligen. Die Stadtfarben sind blau und silber (weiß).

Das Wappenschild ist in blau, weiß (silber), rot, und gelb (gold) gehalten. Die Stadtfarben sind blau und silber (weiß). Diese Farbgebung hat keinen historischen Bezug oder eine tiefere Symbolik und wurde frei gewählt. Die Tingierung (Farbgebung von Wappen) lässt allgemein eine bestimmte Anzahl Farbtöne zu, die in Farben und Metalle unterschieden werden. Farben und Metalle sollen aneinandergrenzen, um größtmöglichen Kontrast, und damit Erkennbarkeit aus der Ferne zu bewirken.

Das Rathaus Zella-Mehlis

Das Rathaus der Stadt wurde von 1924 bis 1925 unter Bürgermeister Hans Gerhard und Stadtbaurat Karl Wilharm in der Mitte zwischen den beiden alten Ortskernen gebaut. Der Architekt Reinhard Claaßen (1886 bis 1960), der sich bereits einen Namen mit dem Bau von Verwaltungsgebäuden in Coburg gemacht hatte, gewann die Ausschreibung für das schlichte Rathaus im historischen Stil, das sowohl als Verwaltungsgebäude als auch als Symbol für die Vereinigung der Städte Mehlis und Zella St. Blasii am 1. April 1919 dient. Das Rathaus ist das Hauptgebäude eines Ensembles, das als Verwaltungszentrum und Stadtmitte fungiert und wurde am 22. August 1925 eingeweiht.

Nach der Gründung der DDR wurde das Gebäude ab 1952 vom Kreis Suhl-Land als Behördensitz genutzt, während die Stadtverwaltung auf verschiedene Gebäude auswich. Nach der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 ging das Rathaus wieder in kommunalen Besitz über und wurde von 1994 bis 1995 umfassend renoviert. Seitdem dient es wieder als Rathaus für die Bürgerinnen und Bürger unseres Zella-Mehlis.

Die Stadt auf einen Blick

Die Stadt zählt etwa 13.000 Einwohnerinnen und Einwohner und ist einer der wichtigsten Wirtschaftsstandorte im Landkreis Schmalkalden-Meiningen.
Unsere über 1.000 Jahre alte Kleinstadt kann auf besondere Traditionen in den Bereichen Industrie, Handwerk, Tourismus und Sport zurückblicken, die weltweite Anerkennung erhalten haben. Dank direkter Autobahn- und Schienenverbindungen sowie der Nähe zum Flughafen ist eine unkomplizierte Anreise für alle möglich, die an einer der bedeutendsten Städte im Thüringer Wald interessiert sind.
Ihre Ansprechpartnerin

Frau Sandy Werner
Archivarin
Rathausstraße 4
98544 Zella-Mehlis 
Tel:  +49 (0) 3682 / 852 - 147

s.werner@zella-mehlis.de

Öffnungszeiten Archiv

Montag

Nach Vereinbarung

Dienstag

10 – 12 Uhr // 14 – 18 Uhr

Mittwoch/ Donnerstag

10 – 12 Uhr // 14 – 16 Uhr

Freitag

10 – 12 Uhr