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Veröffentlicht am 21.03.2025

Gedenken an Marcel Callo

Am heutigen Freitag, 21. März, findet in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen eine zentrale Gedenkveranstaltung für Marcel Callo statt, an der zwei Gemeindemitglieder der katholischen Kirchgemeinde aus Zella-Mehlis teilnehmen. In Zella-Mehlis wurde bereits am Mittwoch, 19. März, anlässlich des 80. Todestages von Marcel Callo an den französischen Jugendarbeiter und Gegner des Nationalsozialismus erinnert. Er starb 1945 im Konzentrationslager Mauthausen an völliger Entkräftung. Zuvor musste er in den Walther-Fabriken in Zella-Mehlis Zwangsarbeit leisten.

Mitglieder der katholischen Kirchgemeinde "Christ König" und die Stadt Zella-Mehlis hatten am Mittwoch zum gemeinsamen Erinnern am Denkmal für das einstige Zwangsarbeiterlager in Zella-Mehlis, das sich an der Kreuzung Sommerauweg und Talstraße befindet, eingeladen. Walburga Reinhardt, Mitglied der katholischen Kirchgemeinde, berichtete über das Leben von Marcel Callo, der als Zwangsarbeiter nach Zella-Mehlis deportiert wurde und dennoch seinen katholischen Glauben lebte. "Er war ein frommer und hilfsbereiter Mensch, der seine eigene Lebensmittelration teilte", sagte sie und erzählte, wie ihre Großmutter immer von den Franzosen, die im Gottesdienst so schön sangen, berichtet hatte. "Heute weiß ich, das war die Gruppe um Marcel Callo", sagte Walburga Reinhardt. Der junge Franzose habe den Menschen Nähe, Halt und Trost gegeben.

Marcel Callo wurde 1921 in Rennes geboren und fand schon als junger Mann in der christlichen Arbeiterjugend seine Berufung. Der Katholik kam als 22-Jähriger ins Arbeitslager nach Zella-Mehlis. Am Abend seiner Abreise hatte er gesagt: "Ich gehe dorthin nicht als Arbeiter, ich fahre dorthin als Missionar". In Zella-Mehlis versammelte er die Menschen unter anderem zum Gottesdienst und war als Chorleiter der Christ-König-Kirche tätig. Er gründete eine Aktionsgruppe. Sehr zum Missfallen der Nazis, die 1943 die Arbeit der Kaplane in den Lagern verbot ebenso wie die christliche Arbeiterjugend. Unter den Bespitzelungen mussten auch die von Marcel Callo durchgeführten Treffen, Vorbereitungen für die heilige Messe und Beichten heimlich durchgeführt werden. Am 19. April 1944 wurde der junge Franzose, der bereits gesundheitlich stark angeschlagen war, verhaftet und in Gotha inhaftiert. Über Hof und Flossenbürg wurden Marcel Callo und seine Kameraden ins Konzentrationslager Mauthausen gebracht. Krankheit, Folter und schikanöse Arbeit führten zur völligen Entkräftung. Ein Helfer berichtet später: „Marcel sagte nichts, er beklagte sich über nichts! Er hatte ein sehr freundliches Aussehen“. Marcel Callo starb am 19. März 1945.

Thomas Bischof, der als erster Beigeordneter den Bürgermeister vertrat, betonte, dass Anlässe wie der 80. Todestag wichtig seien, um die Erinnerung wachzuhalten. "Wir müssen auf die Geschichte schauen und unsere Lehren ziehen. Das schafft nicht jeder", meinte er. "Die Gesellschaft benötigt mehr denn je Menschen wie Marcel Callo, die nicht wegsehen, sondern für andere da sind und Mut machen."

1987 wurde Marcel Callo von Pabst Johannes Paul II. seliggesprochen. In Zella-Mehlis halten die Mitglieder der katholischen Kirchgemeinde "Christ König" nicht nur die Erinnerung an Marcel Callo wach, sondern pflegen auch den Kontakt zur Familie in Frankreich sowie zu Mitgliedern der christlichen Arbeiterjugend. In der Vergangenheit gab es in Zella-Mehlis zwei Ausstellungen zu Marcel Callo und zum Thema Zwangsarbeit in Zella-Mehlis. Delegationen aus dem französischen Rennes sind in regelmäßigen Abständen in der Stadt zu Gast. Der Platz vor der katholischen Kirche ist nach Marcel Callo benannt.

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