Veröffentlicht am 15.02.2024

20 Jahre Molecki Edelstahltechnik: Mit dem Businessplan unterm Arm 2003 belächelt

Typisch Zella-Mehlis: Mit besonderen Ideen und fast einzigartigen Produkten kann das Unternehmen Molecki-Edelstahltechnik nun schon auf sein 20-jähriges Bestehen zurückblicken. Zur Gründung im Januar 2004 hat Firmengründer Stefan Molecki die berühmte Kloßpresse aus einem Vorgängerunternehmen an der Gabelsberger Straße 6 übernommen, weiterentwickelt und eine größere Variante hergestellt sowie marktreif gemacht. „Als mein Vater in Rente ging, habe ich die Chance genutzt und bin hier mit neun Mitarbeitern gestartet“, erzählt Stefan Molecki. Die Hauptfertigung lag bei orthopädischen Schuheinlagen aus Edelstahl, Landmaschinen-Ketten und original Thüringer Kloßpressen. Leider wurde aufgrund der Billigkonkurrenz aus Indien das Geschäftsfeld Landmaschinenketten aufgegeben.

Neben der Kloßpresse ist der altbewährte Hühnerfreund ein  besonderes Produkt der Firma Molecki-Edelstahltechnik. Diese Vorrichtung ermöglicht es, Knochen so zu zerkleinern, dass sie als Nahrung und Zusatzfutter für Hühner genutzt werden können. Zudem kommen seit 20 Jahren orthopädische Schuheinlagen für Kunden aus ganz Europa von der Gabelsberger Straße in Zella-Mehlis - hierfür arbeitet das Unternehmen mit einer Vertriebsgesellschaft aus Hamburg zusammen.

Der Durchbruch für das Unternehmen kam jedoch mit dem Großbrand am Zellaer Markt in der Nacht zum 26.Dezember 2009. Das klingt makaber, doch dahinter verbirgt sich die folgende Geschichte: Stefan Molecki, der im Ehrenamt jahrzehntelang bei der Feuerwehr Zella-Mehlis war, fachsimpelte nach dem Ereignis mit seinem Feuerwehrkameraden Michael Kirchner über die Möglichkeit, eine Vorrichtung zu entwickeln, die es ermöglicht schnell und einfach ein Fließgewässer anzustauen. Dies resultierte aus der schlechten Löschwasserversorgung die in der Brandnacht vor Ort herrschte. „Kirchners Idee wurde von mir praktisch umgesetzt und nach einem Versuch in der Lindenwiese (Heinrichsbach) sofort als Gebrauchsmuster an das Patentamt München gesendet.

Daraus erfolgte 2011 die Patentierung der mobile Staustelle Biber. Die Fernsehsendung „einfach Genial“ unter der Leitung von Moderation Ulrike Nitzschke sorgte dann noch für den nötigen Bekanntheitsgrad.

Hergestellt wird die Anstau-Vorrichtung in drei Größen. Als wir unsere Erfindung auf der Feuerwehrmesse Florian 2012 erstmals dem Fachpublikum präsentierten, waren unsere drei Muster innerhalb von Minuten verkauft, sodass wir nach der Messe mit leerem Fahrzeug den Heimweg antraten. Was wir nicht ahnten, dass ausgestellte Angebote an Messebesucher als Bestellungen in die Gabelsberger Straße eintrafen. Nur mit Hilfe von Freunden aus der Nachbarschaft wie Andreas Kellermann und Franz Schmidt sowie meiner Familie konnte über Nacht eine Fertigungsstrecke für die Serienfertigung aufgebaut werden. Hierfür vielen Dank!“

Der praktische Nutzen und die einfache Handhabung sprachen sich unter Feuerwehrleuten wie ein Lauffeuer im ganzen Land herum.

Immer mehr Aufträge kamen herein und schließlich sind die öffentlichen Versicherer auf dieses Produkt aufmerksam geworden. Man sagt, jede Minute früher Wasser zum Löschen am Brandherd ist, verringert den Brandschaden um durchschnittlich 10.000 Euro. Daher wurde ein Förderprogramm für die mobile Staustelle aufgelegt und die Kommunen und Feuerwehren wurden bei den Anschaffungskosten mit 80 Prozent unterstützt. So wurde dieses Produkt ein Renner und wurde 2014 von dem öffentlichen Versicherer in Lippstadt mit dem 2. Platz des IF-Stars ausgezeichnet. Bis heute wurden 1200 Feuerwehren von uns direkt beliefert, wobei es Feuerwehren in Deutschland und Österreich gibt, die zwei oder drei, ja sogar bis zu sieben Staustellen für ihre Fahrzeuge bestellten. Aktuell werden die Staustellen von allen namenhaften Herstellern und Feuerwehr-Ausrüstern von Löschfahrzeugen in neue Fahrzeuge eingebaut oder nachgerüstet.

Richtig schlecht lief das Unternehmen in der Corona-Krise. Die  Aufträge im Bereich Einlagenfertigung brach komplett ein, zuverlässige Mitarbeiter verloren den Arbeitsplatz. Vertreter durften nicht mehr zu Kunden fahren, um Geschäfte abzuschließen. „Wir selbst hatten ein Vierteljahr geschlossen. Nur mit dem Verkauf der Kloßpressen und den mobilen Staustellen konnten wir uns halten. Heute sind wir zu dritt, wobei die Frauenquote immerhin 66% beträgt! In diesen Zusammenhang möchte ich mich bei meiner langjährigen (seit 17 Jahren) Mitarbeiterin Katharina Wenzel, Herrn Joachim Beck, meiner Frau Annett, Schwiegermutter Eva Braun, meinen Kindern Tim und Christin sowie Schwiegersohn Brian für die unkomplizierte Unterstützung bedanken.

Das könnte Sie auch interessieren