Veröffentlicht am 05.07.2024

130 Jahre Bekleidungshaus Slomka

Heute wird das Bekleidungshaus Slomka an der Mühlstraße auf den Tag genau 100 Jahre alt. Bürgermeister Torsten Widder gratulierte Peter und Petra Slomka herzlich zu diesem besonderen Geschäftsjubiläum.

Am 5. Juli 1894 eröffnete Louis Blum, der Urgroßvater von Peter Slomka, seinen Gemischt- und Kolonialwarenladen in der Mühlstraße 17. Kurzwaren, wie Bänder, Knöpfe, Reißverschlüsse und Stoffe gab es in diesem Geschäft. In der damaligen Zeit war es üblich Läden unter anderen mit der Sortimentsbezeichnung „Kolonialwaren“ zu versehen, da es dort auch Waren gab, die aus den deutschen Kolonien bezogen wurden.

Das Warensortiment dieser Zeit bestand hauptsächlich aus alledem, was am Nötigsten gebraucht wurde. Es verwundert deshalb auch nicht, dass Branntwein zum Sortiment gehörte, wofür dem Inhaber Louis Blum eigens vom Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha die Genehmigung zum Handel mit Branntwein erteilt wurde. Bis heute ist die gut erhaltene Urkunde in Form einer Gewerbeerlaubnis vorhanden und ein Zeugnis aus dieser Zeit. 

Wie Peter, der Urenkel des Firmengründers durch Überlieferung noch zu berichten weiß, befand sich auf dem Grundstück eine Scheune, in der der Branntwein in Fässern gelagert wurde. Den Kunden wurde der frisch gezapfte Branntwein in eigens dazu mitgebrachten Gefäßen mit geeichten Zinnmaßkrügen abgefüllt. Der damals "neue" Laden kam gut über die Jahrhundertwende und erlebte auch den Zusammenschluss von Zella St. Blasii und Mehlis, bevor Louis Blum daran dachte, die Arbeit aus Altergründen niederzulegen.

Er traf eine für damalige Zeiten moderne Entscheidung, die sich auch mit den Jahren als richtig erwies und übergab das Geschäft,  inzwischen komplett auf Textilwaren ausgerichtet, an seine Tochter, Frieda Catterfeldt. Sie, die Oma von Peter Slomka, hatte die schwere Aufgabe, den Familienbetrieb durch den Zweiten Weltkrieg und die Rezession und Inflation zu führen. Gerade in den ersten Jahren nach dem Krieg war das Warenangebot sehr beschränkt.

Mit der Gründung der DDR und der Warenlenkung über den Staatlichen Großhandel wurde es aber nicht leichter. Im Gegenteil: die Warenzuteilung wurde so gesteuert, dass an erster Stelle die Centrum Warenhäuser beliefert wurden, danach kamen die HO- und Konsum-Verkaufsstellen. Erst am Ende der Auslieferkette kamen irgendwann die privaten, selbstständigen Einzelhändler. Deshalb, so berichtet Peter Slomka, war seine Großmutter  zwischenzeitlich gezwungen mit der HO einen  Kommissionshandelsvertrag einzugehen. Das Warenangebot im damaligen Großhandelsstandort Langewiesen bei Ilmenau verbesserte sich, wegen immer weiter zunehmender Mangelwirtschaft, nur kurzzeitig.

1964 kam das Geschäft erneut in Frauenhände: Frieda Catterfeldts Tochter Hilde Slomka übernahm den Laden. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Kurt gelang es ihr durch direkten Einkauf in den  Strickereibetrieben in Apolda, das Sortiment deutlich zu erweitern. Die berühmten Menschenschlangen, die in der DDR überall dort aus dem Boden wuchsen, wo es etwas Besonderes zu kaufen gab, die gab es auch in der Zella-Mehliser Mühlstraße und zwar vor dem  Bekleidungsgeschäft Slomka! Obwohl bestimmt auch diese Arbeit nicht immer nur reine Freude war und viel Mühe gemacht hat, war das Ehepaar Slomka, die Eltern von Peter Slomka, mit viel Liebe dabei.

Sie waren stolz, als sie 1987 ihr Geschäft nun schon an die vierte Generation - an Petra und Peter übergeben konnten.

Zu dieser sehr angespannten Zeit, in der wegen der schlechten Versorgungslage der Bevölkerung die staatlichen Stellen zu einem Umdenken gezwungen wurden, kam es in Berlin zu ersten leichten Veränderungen.

Vom damaligen Zentralkomitee der SED, welches zwischen den Parteitagen als höchstes Organ der SED fungierte, wurde gezwungener Maßen der Beschluss " zur Förderung des privaten Handels" erlassen. Verbunden mit dem Umzug an den heutigen Standort in der Mühlstraße 8, hat man Peter und Petra mit Nachdruck den unmissverständlichen Hinweis gegeben, dass hier kein „privater Sozialismus“ zu entstehen habe.

Natürlich war auch die politische und damit die wirtschaftliche Wende eine Herausforderung, doch die beiden Slomkass haben ihr Geschäft zielsicher in die "neuen Zeiten" geführt und sind nach wie vor ein beliebter Anlaufpunkt für Kunden mit guten Geschmack aus Zella-Mehlis und weit darüber hinaus. Das reichhaltige Sortiment für Damen

und Herren, welches von der Unterwäsche bis zur Oberbekleidung reicht, kann nur durch den direkten Kontakt zu den vielen Produzenten ermöglicht werden. Bekannte Marken wie Triumph, Pierre Cardin, Pioneer, Digel, Olymp, Hajo, Casa Moda, Venti, Vero Moda, Esprit, Lebek und Mode Monte Carlo sind nur einige, die das gesamte Angebot ausmachen. Eine kleine aber feine Auswahl hochwertiger Herren-Schuhe im mittleren Preissegment mit farblich passenden Gürteln runden das Angebot ab. Auch ein Änderungsservice wird angeboten.

Bekleidung zu festlichen Anlässen, findet man ebenso wie große Größen. Individuelle Wünsche lassen sich durch einen großen Lieferantenpool direkt und dadurch schnell realisieren.


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