Veröffentlicht am 01.03.2024

120 Jahre "Salon Bader"

„Ich bin glücklich mit meiner Entscheidung. Das Friseur-Handwerk liegt offenbar doch in meinen Genen“, sagt Kerstin Bader. Sie ist bereits die vierte Generation im „Salon Bader“, zu dessen 120-jährigem Bestehen ihr Bürgermeister Richard Rossel jetzt gratulieren konnte. Dabei hat sie sich erst spät im Leben dazu entschlossen, in die Fußstapfen ihres Urgroßvaters, Großvaters und Vaters zu treten. Zunächst hatte Kerstin Bader eine Ausbildung und ein Studium im technischen Bereich abgeschlossen. Erst mit der politischen Wende griff sie selbst zu Kamm und Schere und ging bei ihrem Vater in die Lehre. Kurz danach erwarb sie ihren Meisterbrief, mit dem sie schließlich den Salon von Dieter Bader fortführen konnte.

„Dass es hier so gut läuft und dass wir auch die Corona-Krise gut überstanden haben, verdanken wir vor allem unseren treuen Kunden und Kundinnen. Daher möchte ich die Gelegenheit gern nutzen um zu sagen: Danke dass Ihr so zu uns steht. Das ist toll, wir wissen das sehr zu schätzen!“, freut sie sich. Zum Team gehört nach wie vor Mutter Inge Bader, die jeden Tag mit im Geschäft ist und sich um alles kümmert, was abseits des Friseurberufs erledigt werden muss. Die Stimmung im kleinen Team ist so gut, dass die Mitarbeiterin, die bald in Rente geht, weiterhin für zwei Tage pro Woche mithelfen möchte!

Urgroßvater war Friseur, Zahntechniker und Fleischbeschauer

Am 1. Februar 1904 war es Louis Bader, Kerstin Baders Urgroßvater, der den Salon an der damaligen Marktstraße (heute Louis-Anschütz-Straße), allerdings noch auf der anderen Straßenseite, eröffnete. Sein Beruf war Friseur, Zahntechniker und anerkannter Fleischbeschauer. „Friseur für Herren und Damen. Peinlichst saubere und aufmerksame Bedienung. Anfertigung aller künstlicher Haararbeiten, von der einfachsten Tresse bis zur feinsten Straßenperücke. Große Auswahl fertiger Zöpfe, Locken, Unterlagen, Turbans und so weiter. In- und ausländische Parfümerien“, kündet eine Zeitungsanzeige aus der Zeit.

Sein Sohn Fritz, das älteste von drei Kindern, erlernte ebenfalls das Handwerk der Barbier- und Perückenmacher und wurde 1919 sogar Obermeister der gemeinsam gebildeten Zella-Mehliser Barbier-Haarformer-Friseurinnung. 1927 zog der Salon dann um an seinen heutigen Standort (Louis-Anschütz-Straße 16). Fritz Bader ging nach Abschluss seiner Lehre zunächst nach Leipzig und dann nach Berlin, wo er beim damals sehr berühmten Friseurmeister Franz Kallupp arbeitete. Er wurde auch selbst bekannt durch Preis- und Schaufrisieren, insbesondere mit Haararbeiten und Perücken. Zwischenzeitlich war er am Berliner Theater als Theaterfriseur und Maskenbildner tätig.

DDR-Modekommission mitbegründet

Auch sein Sohn Dieter Bader erzielte große Erfolge im Preisschaufrisieren. 1958 legte er seine Meisterprüfung als damals jüngster Friseurmeister Thüringens ab. Im folgenden Jahr übernahm er nach dessen Tod den Friseursalon seines Vaters. Seine Mutter war ihm dabei eine große Stütze. Gleichzeitig war er einer der Gründer der DDR-Modekommission in Berlin und arbeitete als Berufsschullehrer und Mitglied in der Prüfungskommission. Doch dann zog es ihn in die „Ferne“. Gemeinsam mit seiner Frau, der Friseurin Inge Bader, eröffnete er 1963 einen Salon in Burg bei Magdeburg, während seine Mutter Hilde Bader den Salon in Zella-Mehlis weiterführte. Auch in Burg erreichte Dieter Bader zahlreiche Auszeichnungen und die Ehrenzeichen der Handwerkskammer von Bronze bis Gold. 1984 kam er nach Zella-Mehlis zurück und engagierte sich hier wieder in Sachen Ausbildung.

Die Arbeit als Friseur in der DDR war nicht einfach, aber aufregend war dann auch die Zeit um die Wende, als es erneut galt, den „Salon Bader“ in ein neues Zeitalter zu führen. Wie gut das gelungen ist, davon kann sich heute jeder Kunde selbst überzeugen. Nur eine Nachfolge ist bisher leider nicht in Sicht Kerstin Baders Sohn hat sich für einen anderen Beruf entschieden. Doch zum Glück möchte sie den Familienbetrieb noch viele Jahre selbst weiterführen.

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